Viele Wege führen nach Rom, ich entscheide mich für eine Anreise mit der Bahn. Aus der Schweiz geht das erstaunlich rasch. Zum Beispiel 8:33 ab Zürich und Ankunft in Roma Termini um 15:49. Der kurze Umsteigehalt in Milano um 12:00 Uhr passt perfekt, um mir ein leckeres “panino mit prosciutto crudo” zu schnappen und im Stehen an der Bar einen Espresso runter zu schletzen. Ab Milano brettert der Frecciarossa mit 300 km/h durch die Landschaft.

Meine Begleiterin und ich lieben beide bella Italia und wir wollen vor allem “Italianità” und “Dolce far niente” geniessen. Wir sind uns einig, unsere Zeit nicht in Museen, Ticketschlangen und Touristenpulks verbringen zu wollen. So reservieren wir einzig für den ersten Tag ein Zeitfenster im Kolosseum. Das restliche Programm bleibt offen, wir lassen uns durch die Gassen treiben, nehmen an Sehenswürdigkeiten mit was gerade passt, lassen uns die Sonne auf die Nase scheinen und gönnen uns immer mal wieder eine Kaffeepause.

Hochzeitstorte oder Schreibmaschine?
Am ersten Abend, gleich nach unserer Ankunft, spazieren wir zum Monumento Nazionale a Vittorio Emanuele II. Das Denkmal wird von vielen Römern als „Torta nuziale“ (Hochzeitstorte) oder „Macchina per scrivere“ (Schreibmaschine) bezeichnet. Spricht man also in Rom von der Schreibmaschine, weiss jeder, was gemeint ist.
Die tolle Aussicht von der Terrasse in Kombination mit der Abendstimmung ist zauberhaft und für uns der perfekte Einstieg in das Abenteuer Rom. Spätestens hier wird uns klar, Rom ist ein riesiges Freilichtmuseum, überall in der Stadt stösst man auf Relikte der Vergangenheit. Es ist schlicht grossartig.


Kolosseum, Forum Romanum und Palatin Hügel
Auch wenn wir geschichtlich nicht so wahnsinnig interessiert sind, ein Minimalprogramm an Kultur muss in Rom sein. Einen halben Tag nehmen wir uns Zeit und erkunden mit unserem Kombiticket das Kolosseum, Forum Romanum und den Palatin Hügel.
Die Innenansicht vom Kolosseum ist eindrücklich, der Besuch lohnt sich. Vom Palatin Hügel ergötzen wir uns anschliessend an dem tollen Blick auf das Forum Romanum. Doch nach ein paar Stunden haben wir genug von den Menschenmassen, die hauptsächlich in grossen Gruppen unterwegs sind und die Wege blockieren.
Der Bau des Kolosseums begann im Jahr 72 n. Chr. unter Kaiser Vespasian und wurde von seinem Sohn Titus im Jahr 80 n. Chr. vollendet. Es war damals das größte je erbaute Amphitheater der Welt. Stell dir im Halbrund der Arena die grausamen Kämpfe zwischen Mensch und Tier vor und bestaune die 4 Ebenen, auf denen einst bis zu 73.000 Zuschauer Platz fanden.
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One Loop – eine Runde im Bus
Wie in fast jeder Stadt sind auch in Rom die “Hop on Hop off” Busse allgegenwärtig. Grey Line bietet als einzige Gesellschaft (soweit ich weiss) ein One Loop Ticket an und nicht nur Tagespässe. Das ist genau das, was wir nach dem morgendlichen Besichtigungsmarathon brauchen. In knapp zwei Stunden fahren wir im Bus gemütlich einmal quer durch die Stadt.

Rinascente – das Kaufhaus (auch) für Shoppingmuffel
Rinascente ist das Nobelkaufhaus in Rom und somit überhaupt nicht unser Ding. Trotzdem steht der Ort ziemlich hoch auf unserer To-do-Liste. Bei den Umbauarbeiten wurde ein römisches Aquädukt entdeckt und freigelegt. Dieses kann nun im Untergeschoss besichtigt werden und ist geschickt in die moderne Architektur integriert.
Das eigentliche Highlight finden wir im achten Stock. Da gibt es einen Panoramablick über die Dächer der Stadt. Im Restaurant oder an der Bar lässt sich wunderbar etwas verweilen. Im Auge behalten sollte man die gefiederten Freunde, die sind ziemlich frech und mögen Kekse.


Überraschung im Kloster
Nicht ganz einfach zu finden ist der Eingang zum Chiostro del Bramante in der Nähe der Piazza Navona. In der Cafeteria im ersten Stock kann man in aller Ruhe einen köstlichen Espresso trinken, direkt im Kreuzgang mit wundervollem Blick in den Innenhof oder in einem Salon mit wirklich spezieller Atmosphäre. Beim Anblick der Bilder ahnt man es, das Kloster beherbergt auch eine Kunstausstellung.
Für mich ist das ein ganz besonderer und unvergesslicher Kaffee-Moment in Rom, weit weg von allem Tourismus und doch mitten in der Stadt.


Villa Borghese
Die grüne Lunge in Rom ist der zauberhafte Park der Villa Borghese, hier lassen wir die Seele baumeln. Toll ist der Blick auf die Stadt vom Aussichtspunkt Pincio, oberhalb der Piazza Popolo, am Anfang des weitläufigen Parks. Hier, wie auch an anderen Plätzen im Park, spielt bei unserem Besuch an einem Samstag Livemusik. Es lohnt sich, genügend Zeit einzuplanen für den Park. Hübsch für einen Spaziergang ist der Laghetto, ein künstlich angelegter See mit einem kleinen Tempel.


Trastevere
Viel Spass macht der Bummel durch das hippe und auch etwas flippige Trastevere Quartier, zudem ein Hotspot für Street-Art. In den schmalen kopfsteingepflasterten Gassen verirrt man sich leicht und das ist genau richtig so. In jeder Ecke gibt es etwas zu sehen. Kleine Boutiquen, Kunsthandwerk, versteckte Bars und Galerien.
Am anderen Ufer des Tibers, südlich des Vatikans, liegt das malerische Viertel Trastevere. Der Name Trastevere leitet sich vom Lateinischen trans Tiberim ab und bedeutet „auf der anderen Seite des Tiber“. In diesem alten Volksviertel mit schmalen Gassen und mittelalterlichen Häusern ist vor allem abends (auch durch die vielen Touristen) in den zahlreichen Restaurants, Trattorien und Pizzerien viel los.
Romtipps


An der stark befahrenen Viale di Trastevere finden wir etwas ganz Besonderes. Ein kleiner Schrein mit der Madonna degli Orfani, umgeben von vielen Täfelchen. Die Wand erzählt von Wünschen und Tragödien und die Tafeln sind ein Dankeschön an die Madonna, dass im passenden Moment Hilfe kam oder das Glück angeklopft hat.

Nasoni
In Rom braucht man kein überteuertes Mineralwasser zu kaufen, Trinkwasser gibt es an vielen Orten in der Stadt völlig umsonst und in allerbester Qualität. Das Zauberwort heisst “Nasoni“, das sind die kleinen Trinkwasserbrunnen, die wegen ihrer Form grosse Nasen genannt werden.
Die Brunnen werden seit 1874 nach den gleichen Vorgaben gebaut: aus Gusseisen, 100 Kilogramm schwer und einem Durchmesser von 32 Zentimetern. Der Wasserhahn befindet sich 62 Zentimeter über dem Boden. Das Trinken ist so simpel wie genial. Mit dem Finger den Hahn zudrücken und schon spritzt das Wasser aus einem kleinen Loch im Hahn direkt in den Mund. Passt man nicht auf, ist das Duschen auch gleich erledigt.
Das Wasser fliesst Tag und Nacht, soll aber nur 1 % des gesamten Wasserverbrauchs der Haushalte Roms ausmachen. Selbstverständlich wird die Wasserqualität regelmässig kontrolliert.

Glutenfrei in Rom
In Italien ist Essen ein zentrales Thema. Die Freundin, die mich begleitet, isst glutenfrei. Da scheint das Pizza- und Pastaland Italien nicht unbedingt das ideale Reiseziel zu sein. Doch tatsächlich ist es einfacher als gedacht und mithilfe der Website Happy Celiac essen wir uns mit Genuss durch Rom.

Ausprobiert und für gut befunden haben wir:
Gerne probiert hätten wir nach dem Nachtessen im La Soffitta das Tiramisu im Pompi direkt um die Ecke – doch ich fürchte, dann wären wir geplatzt.

Buona notte
Das Boutique Hotel Galatea ist für mich die perfekte Unterkunft in Rom. Zentral (10 Minuten zu Fuss zum Bahnhof Termini) und trotzdem absolut ruhig. Die Angestellten hätte ich beim Abschied am liebsten alle umarmt, so viel Liebenswürdigkeit an einem Ort ist mir noch selten begegnet.