Blick auf Bever

Ruhesuchende finden bei einer Winterwanderung im Val Bever ihr Glück. Besonders am Morgen, wenn das Tal von der Sonne wach geküsst wird, ist es speziell schön. Es ist eine einfache und eher kurze Wanderung. Somit genau richtig, um ein paar Kalorien vom Frühstücksbuffet zu verbrennen. Ziel ist Spinas, ein kleiner Ort am Südportal des Albulatunnels, der ausser einem Bahnhof und Restaurant im Winter nicht viel zu bieten hat. Attraktion ist die grandiose Naturkulisse und die Ruhe.

Tourdaten: 4 km, 126 hm
Höchster Punkt 1820 m

Bever

Ausgangspunkt meiner heutigen Wanderung ist Bever, ein hübsches Engadinerdorf (1714 Meter über Meer) mit vielen gut erhaltenen und liebevoll restaurierten Häusern aus dem 17. und 18. Jahrhundert. Gemäss Website der Gemeinde gibt es aktuell 607 Einwohner, 213 Häuser und 283 Kühe. Die Schafe werden leider nicht erwähnt.

buna notg im Chesa Salis

In einem der hübschen Häuser befindet sich ein ganz besonderes Hotel, das Chesa Salis. Mich führt der Zufall nach Bever und am liebsten würde ich meinen Aufenthalt um ein paar Tage verlängern. Das Haus ist ein Bijoux mit vielen liebevollen Details, da bin ich nicht zum letzten Mal.

Als kleine Aufmerksamkeit finde ich in meinem Zimmer eine Aufgabe, Achtsamkeit scheint hier ein Thema zu sein. Ich soll aus buntem Papier einen Kranich falten. Das weckt Erinnerungen an meine Reise nach Japan und die berührende Geschichte von Sadako. Dabei geht es um Hiroshima und in Anbetracht der aktuellen Situation in der Ukraine könnte es nicht passender sein, wenn auch traurig passend.

An der Aufgabe scheitere ich kläglich, selbst mit YouTube gelingt es mir nicht, den Kranich zu falten und Geduld ist keine Stärke von mir. Vielleicht ist es ein Zeichen, irgendwann zurückzukommen ins Chesa Salis mit mehr Musse und Zeit.

Die Liebe zum Detail der beiden Besitzer Jürg & Sibylla Degiacomi und der Gastgeberin Catherine Lippuner ist auf den ersten Blick sichtbar, das Innere der Chesa Salis ein Unikat. Wer die Zimmer besichtigt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Die Holztäfelungen, Dekorationsmalereien und Stuckaturen wurden möglichst originalgetreu belassen. Es sind nur 18 Zimmer, die in dem sorgfältig restaurierten historischen Haus Hotelgäste beherbergen, jedes liebevoll eingerichtet. Ein weiteres Highlight ist der parkähnliche Garten, welcher zum Verweilen und die Seele baumeln lassen einlädt. chesa-salis.ch

Alleine auf weiter Flur im Val Bever

Es ist Sonntagmorgen, 9.00 Uhr und minus 18 Grad. Ich packe mich warm ein und stapfe los, dem Wegweiser nach Spinas folgend. Die Sonne scheint und und wärmt mich rasch. Tatsächlich begegnet mir im Val Bever kein Mensch. Einzig ein paar Langläufer erspähe ich, allerdings befindet sich die Loipe ein ganzes Stück entfernt vom Wanderweg. Der Pfad führt abwechslungsreich dem Beverinbach entlang über zugeschneite Ebenen und durch zauberhafte Wälder.

Mein Blick geht in die Weite zu den verschneiten Bergen so wie hoch in den stahlblauen Himmel und ich geniesse die wohltuende Ruhe. Herz und Seele tanken auf, es ist ein Stück heile Welt, wenigstens für ein paar Stunden. Für mich ist die Natur meine Energie-Tankstelle und hier kann ich so richtig bunkern. Es ist ein Traum, ich weiss gar nicht warum ich das Engadin nicht schon viel früher für mich entdeckt habe.

Wie aus dem Nichts taucht dieser lustige Kerl auf und bringt mich zum Lachen. Ich denke es ist ein Abfallkübel, genau geschaut habe ich jedoch nicht.

Ähnlich wie im Val Rosegg gibt es im Val Bever einen Kutschendienst mit fixen Abfahrtszeiten.

Auffällig viele Vogelhäuser hängen in den Bäumen. Die kleinen Singvögel sind im Winter nicht zu beneiden, genau wie mir macht ihnen Kälte und Schnee das Leben schwer. Die Futterhäuschen helfen den Vögeln dabei, den Winter zu überleben.

Spinas – Halt auf Verlangen

Das Ziel der Wanderung ist Spinas, der Ort besteht tatsächlich nur aus einem Gasthof und einem Bahnhof, abgeschiedener geht fast nicht. Die Sonnenterrasse im Restaurant ist gemütlich und die Kuchenauswahl verlockend. Zwar habe ich keinen Hunger, doch widerstehen kann ich dem Marronikuchen dann trotzdem nicht.

Das Gasthaus Spinas, erstmals urkundlich erwähnt im Jahre 1876 als ehemaliges Restaurant Suvretta, liegt idyllisch geborgen eingebettet zwischen alten Lärchen im Val Bever. In der Bauzeit des Albulatunnels vor über 100 Jahren war Spinas ein kleines Barackendorf, in dem bis zu 400 Männer, Frauen und Kinder lebten. Heute sind davon nur noch ein paar einzelne Gebäude übrig. Eines davon, ist das Gasthaus Spinas, 1818 m ü.M., mit seinen 2 heimeligen Stuben, der über 100 Jahre alten, original französischen Kegelbahn und mit Fonduestube ist es ein einmaliges Bijoux im Oberengadin. www.spinasbever.ch

Albulatunnel

Am kleinen Bahnhof plaudere ich mit einem netten Ehepaar, offenbar gibt es im Bahnhofgebäude eine Ferienwohnung. Sie legen mir ans Herz, im Sommer nochmals nach Spinas zu kommen und das Suvrettatal zu besuchen.

Dann steige ich in den roten Zug der Rhätischen Bahn und mit der Einfahrt in den Albulatunnel endet mein zauberhaftes und erholsames Wochenende im Engadin.

Der Tunnel zwischen Preda und Spinas wurde 1903 in Betrieb genommen und ist UNESCO Welterbe. In einem gewaltigen Projekt entsteht aktuell ein Neubau. Der Spatenstich ist 2014 erfolgt und aktuell ist die Eröffnung für 2024 geplant. In Preda befindet sich eine Infoarena mit spannenden Einblicken und Dokumentationen. 

Engadin. Diese Berge, diese Weite, dieses Licht, das steht auf der Website von engadin.ch. Ich habe mich in das Tal verliebt und unter dem Schlagwort Engadin gibt es im Blog in Zukunft hoffentlich viele weitere Beiträge aus der Region.


2 Antworten zu „Winterwanderung Val Bever – wohltuende Ruhe“

  1. Avatar von wanderlustig

    Danke für den schönen Bericht und die wunderbaren Fotos. Das Engadin steht schon länger auf meiner Wunschliste.

    1. Avatar von Sandra

      Danke dir, ich habe das Engadin viel zu lange vernachlässigt.

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