Peru – Geschichten am Wegesrand

Peru Titelbild
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Lima ist Start- und ungeplant schlussendlich auch Endpunkt meiner grossen Südamerika-Reise vor einigen Jahren. Beschreiben kann ich das nicht, aber Peru und ich das passt. Im Heiligen Land der Inkas fühle ich mich pudelwohl.

Natürlich, wie alle Touristen klappere ich die gängigen Sehenswürdigkeiten ab und bin beeindruckt von der Vielfältigkeit dieser Ecke der Welt. Wüste, Dschungel, hohe Berge, Kultur, kulinarische Highlights, eine spannende Geschichte und noch viel mehr wartet auf Besucher.

Soweit so gut, nachhaltig in Erinnerung geblieben sind mir jedoch eher die unerwarteten Dinge, kleine Geschichten am Wegesrand sowie Orte, von denen ich vorher nie etwas gehört habe.

Die Insel der strickenden Männer (Titicacasee)

Der Titicacasee ist das höchstgelegene schiffbare Gewässer der Welt. Ich besuche die Insel Taquile, klein und hügelig. Bekannt ist das Eiland vor allem wegen der strickenden Männer. Die Taquileños gehören zum Stamm der Inka und sprechen Quechua und Spanisch. Es ist ein lohnenswerter Ausflug, verbunden mit einer schönen (wenn auch langen) Bootsfahrt auf dem weltberühmten See.

Unbedingt probieren solltest du auf Taquile eine gebratene Forelle. Der Fisch kommt fangfrisch auf den Teller. Zusammen mit Reis, Pommes und einem Salat aus Tomaten, Chili, Zwiebeln und Limettensaft ist das sehr lecker.

Mann Taquile

Die strickenden Männer sind meist alt und sehr fleissig. Die Handarbeit ist aber nicht nur eine Schau für Touristen. Es ist eine Tradition der Inkas, deren Gebote den Insulaner noch immer heilig sind, sei es in Bezug auf Moral, Geschlechterrollen oder Trachten.


Froschsaft gefällig?

Das grosse Schild mit den roten Buchstaben auf dem Markt in Arequipa verwirrt mich. Rana ist das spanische Wort für Frosch und jugo ist ein Saft. Tatsächlich ist ein „jugo de rana“ genau das, was du jetzt denkst. Der Froschsaft besteht aus pürierten Innereien dieses Tieres und soll angeblich die Männlichkeit stärken. Ich muss gestehen, probiert habe ich den Saft nie, schliesslich bin ich auch kein Mann!

Jugo de Rana
ob das schmeckt?

Juanita, das Mädchen aus dem Eis

Arequipa ist umgeben von eindrücklichen Vulkanen, die grösstenteils erloschen sind. Die Inkas sind ein naturverbundenes und tief religiöses Volk. Berge und Vulkane betrachten sie als Götter. Sind diese zornig, dann brodelt der Feuerberg. Um die Gottheiten zu besänftigen braucht es Opfer, dafür kommt sowohl ein Tier als auch ein Menschenopfer in Frage.

Juanita ist eines davon, auserwählt vermutlich schon vor der Geburt. Ihr ganzes Leben lang wird sie auf die Zeremonie vorbereitet und im Alter von circa 13-15 Jahren ist es dann soweit. Das Dorf versammelt sich und eine kleine Delegation macht sich auf den beschwerlichen Weg in die Berge hinauf auf 5800 Meter. Um das Mädchen zu beruhigen, wird ihr am Bestimmungsort ein alkoholhaltiges Getränk aus schwarzem Mais (chicha) verabreicht. Dann beendet ein Schlag auf den Hinterkopf das kurze Leben. Anschliessend wird ein Grab ausgehoben und schon macht sich die Gesellschaft auf den Weg zurück. Es bleibt die Hoffnung, mit dem Opfer die Götter ein weiteres Jahr zufriedengestellt zu haben.

Nach rund 550 Jahren in Schnee und Eis wird Juanita von einem Bergsteiger gefunden, die erstaunlich gut erhaltene Mumie in einer Expedition geborgen und nach Arequipa überführt. Bis heute kann man das Mädchen aus dem Eis in einem dunklen Museum nahe der Plaza de Armas besuchen.

wunderschöne Landschaft rund um Arequipa

Coca – Droge oder Medizin

Coca ist in Peru allgegenwärtig und hilft gegen die Höhenkrankheit. Es gibt Coca-Brownies, Coca Blätter, Coca Bonbons, Coca Tee und vieles mehr. Der „Mate de Coca“ (Tee) ist in vielen Andenregionen National-Getränk und die Verarbeitung der Cocablätter wird staatlich gefördert.

Coca
Coca, überall Coca

Frauen Power – Museo Maria Reiche (Nazca)

Eher als Zeitvertreib besuche ich das kleine Museum am Rande der Panamericana. Doch dann bin ich total fasziniert von einer unglaublichen Frau. Die „Gringa“ wurde anfangs belächelt und später wie eine Heilige verehrt. Die Deutsche widmete mehr als 40 Jahre ihres Lebens der Erforschung der berühmten Nazca-Linien. Sie ergründete unermüdlich die Bedeutung der geheimnisvollen Bodenzeichnungen und bewahrte sie vor Beschädigungen. Maria Reiche wurde in Nazca begraben, da wo sie über 25 Jahre lang gelebt hatte und wo sich heute das interessante Museum befindet.

Museum Maria Reiche
Nazca Linien

Lamafötus für Pachamama

Pachamama ist die Mutter Erde. Für die Völker der Anden eine der wichtigsten Naturgottheiten. Sie schenkt Leben, kann es aber auch wieder wegnehmen. So gehört es zum Alltag, ihr regelmässig Opfergaben zu reichen.

Baut man ein Haus, vergräbt man ein Lamafötus für Pachamama im Fundament.

Lama Föten
Der Markt in Arequipa ist voller Überraschungen

Home sweet home

Bestimmt nicht erwartet habe ich einen gelben Schweizer-Wanderwegweiser in den südamerikanischen Anden. Huaraz gilt als das Tor zu den Gipfeln der Cordillera Blanca und ist ein tolles Plätzchen. Die Ähnlichkeiten zur Schweiz entdeckt man insbesondere auf wunderbaren Tageswanderungen zu den nahen Gletscher.

Ein Stück Heimat
Das hat dann weniger Ähnlichkeit zur Schweiz

Erotischer Fisch

Ceviche (auch Cebiche genannt) wird aus klein geschnittenem rohem Fisch zubereitet und in „Leche de Tigre“ (Tigermilch) mariniert. Der Sud besteht aus Limettensaft, Salz und Chilis. Das traditionelle Gericht ist in Peru weit verbreitet.

Ceviche

Das Ceviche-Gericht auf dem Markt in Arequipa schmeckt. Nur was daran „erotico“ sein soll habe ich nicht herausgefunden.


Die Schreibmaschinen Männer

Typisch für südamerikanische Städte sind die zentralen Plätze, meist kunstvoll dekoriert mit Blumen, Sträuchern und oft auch Brunnen. Da sind die wichtigsten Gebäude zu finden. Die „plaza“ ist Begegnungsort, es lässt sich wunderbar verweilen und das Geschehen beobachten.

Hat man Glück, trifft man auf Männer mit Schreibmaschinen. Die „Tinterillos“ sind öffentliche Schreiber, ein aussterbender Beruf. Ob Scheidungsdokumente oder Bewerbungen, da wird für wenig Geld fleissig in die Tasten gehauen. Für uns dann doch eher ein ungewöhnliches Bild.

Teamwork
wann hast du zuletzt so eine Schreibmaschine gesehen?

Wer hat den Pisco Sour erfunden?

Was für ein leckerer Cocktail! Die Basisspirituose ist Pisco, ein Traubenschnaps, benannt nach der Stadt Pisco in Peru.

Pisco ist sowohl in Peru als auch in Chile verbreitet. Der Ursprung ist zwischen den beiden Ländern umstritten.

(No) Drama Lama

Lama, Alpaka, Vicuña, Guanako, unterscheiden kann ich die Tiere bis heute nicht. Eines weiss ich jedoch ganz genau: Lamas spucken tatsächlich und die Spucke stinkt!

Trotz der Attacke mag ich die Viecher. Sind sie nicht knuffig?

Die putzigen Tiere sind beliebt als Fotoobjekt, besonders in Kombination mit einer Frau in Tracht. Für so einen Schnappschuss wird dann allerdings ein Trinkgeld fällig.

Strassenbild in Cusco
bitte freundlich lächeln

In Peru bin ich mehrere Wochen ohne Begleitung unterwegs. Alleine (als Frau) durch Südamerika? Das kann ich nur empfehlen.

Mehr dazu – meine Antworten auf die häufigsten Fragen.

Meine abenteuerliche Reise durch Peru

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Ein Kommentar zu „Peru – Geschichten am Wegesrand

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