Punta del Este (Uruguay)

Meerliebe
image_pdfimage_print

Ich mag keinen Wind und schon gar nicht, wenn dieser mir im Hotelzimmer um die Ohren bläst und ich in Merino Wolle gehüllt (Socken und Jäckchen) schlafen muss. Trotzdem bin ich froh, den Badeort Punta del Este ausserhalb der Saison zu besuchen.

Der noble Badeort Punta del Este wird oft als „Miami Uruguays“ bezeichnet. Er ist mit seinen kilometerlangen weissen Sandstränden und den zahlreichen Villen und Ferienhäusern am Boulevard ein beliebtes Ziel. Die Landspitze teilt sich in die Reviere „Brava“ und „Manga“ und weil dort häufiger der Ostwind bläst, ist Punta del Este ein bewährter Spot für Kitesurfer. Fünf steinerne Finger, die sogenannten „Los Dedos“, sind das Wahrzeichen des Ortes. Quelle

Unsere Ankunft in Punta del Este steht unter keinem guten Stern. Während der Anreise im Bus von Colonia del Sacramento regnet es ununterbrochen und offenbar ist das Gepäckfach nicht dicht. Mir wird beim Aussteigen ein klatschnasser Rucksack in die Hände gedrückt.

Beim Verlassen des Terminals sind alle Taxis bereits weg. Kein Problem, denken wir und bestellen ein Uber. Leider findet uns der Fahrer nicht und storniert den Auftrag. Mit Uber Nummer zwei das gleiche Spiel. Es ist inzwischen dunkel und der besagte Wind verursacht Zähne klappern. Schlussendlich entdecken wir ein offizielles Taxi und sind vorübergehend happy. Doch der Fahrer scheint neu zu sein in der Stadt, er findet das Hotel nicht. Mit Hilfe von google maps lotsen wir ihn und sind endlich an der Wärme. Aber nicht lange, denn unser Hotelzimmer ist ein Eisschrank. Das Badezimmerfenster steht sperrangelweit offen und lässt sich nicht schliessen. Wir resignieren, reparieren das Fenster notdürftig mit einem Haargummi und fallen todmüde in unsere Betten.

Strandspaziergang

Nach einer Mütze Schlaf, Frühstück und Kaffee sieht die Welt schon wieder viel fröhlicher aus. Um das Badezimmerfenster kümmert sich das Hotel und wir ziehen los, die Umgebung zu erkunden. Gleich um die Ecke entdecken wir den Leuchtturm und eine hübsche Kirche.

Punta del Este ist eine Halbinsel und so ist man nie weit entfernt vom Wasser. Das ist genau unser Ding, es zieht uns schnurstracks an die Uferpromenade. Aktuell passiert der Übergang vom Winter zum Frühling und die Natur erwacht.

Wir treffen auf die „Ermita Virgen de la Candelaria“. Die Schutzpatronin in der kleinen Open-Air Kapelle wird gerne besucht und das Monument ist übersät mit Tafeln, die Danksagungen und Bitten enthalten.

Los Dedos (La Mano)

Von der „Jungfrau“ ist es nicht mehr weit zu der vielleicht bekanntesten Sehenswürdigkeit in Uruguay. La Mano ist eine Skulptur des chilenischen Künstlers Mario Irarrázabal und soll eine Warnung an die Schwimmer sein, da der Strand für seine gefährliche Brandung bekannt ist.

Der Hafen

Einer meiner Lieblingsorte in Punta del Este ist der Fischerhafen. Imposant finde ich den Blick auf die Skyline mit den Hotelbunkern, die erahnen lassen, was hier im Sommer los ist. Der kleine Fischmarkt mit den farbigen Booten ist ein schöner Gegensatz und meist tummeln sich Seelöwen am Hafen.

Punta de las Salinas

Ein weiterer spannender Ort ist „Punta de las Salinas“, hier vermengt sich das Wasser vom Rio de la Plata mit dem Atlantik.

Street Art

Wie auch schon in Colonia, begegnet mir in Punta viel coole Street Art. Gut gefällt mir das Portrait von Mata Hari. Wie die Dame nach Uruguay an die Wand der cinebaar kam, weiss ich nicht. Doch offenbar hat Jules Supervielle, ein in Uruguay aufgewachsener Lyriker, zur Enttarnung der Spionin beigetragen.

Mata Hari war der Künstlername der niederländischen Tänzerin Margaretha Geertruida Zelle. Während ihrer Ehe verwendete sie auch die Namen Marguerite Campbell und Lady Gretha MacLeod. Als Spionin des deutschen Nachrichtendienstes führte sie den Decknamen H 21. Wikipedia

Casapueblo

Ausserhalb der Stadt lohnt sich ein Besuch vom Casapueblo, dem Haus des uruguayischen Künstlers Páez Vilaró. Er war Maler, Bildhauer und Baumeister und ist 2014 im stolzen Alter von 90 Jahren im Casapueblo an Herzversagen gestorben. Der Gebäudekomplex mit Museum und Hotel soll an ein griechisches Dorf erinnern.

Mir war der Künstler bisher kein Begriff. Ich finde es jedoch immer wieder spannend, in eine neue Welt einzutauchen. Stationen seines Lebens werden in einem kurzen Film gezeigt. So erfahre ich, dass einer seiner Söhne zu den Überlebenden des als „Wunder der Anden“ bekannten Flugzeugabsturzes von 1972 gehört.


Tschüss Punta del Este. Wieder so ein Ort, wo ich gerne länger verweilen würde – auch wenn hier alles teurer ist als im Rest vom Land.

Das Hotel Atlántico ist klein, gemütlich und an guter Lage. Ideal für einen Kurzaufenthalt.

Print Friendly, PDF & Email

Kommentar verfassen